Wie man dank Kompression 5 häufige Probleme beim Mischen behebt

Wie man dank Kompression 5 häufige Probleme beim Mischen behebt

Hol dir die Tools, um deinen Sound mit über 30 Synthesizern, Instrumenten, Effekten und Utilities-Plugins von Branchenführern wie Arturia, UJAM und anderen zu formen. Probiere LANDR-Plugins aus.

Komprimieren, um zu imponieren.

Kompressoren sind tolle Helferlein, wenn es darum geht, Probleme beim Mischen zu beheben.

Falls sie jedoch falsch eingesetzt werden, können sie deinen Sound auf signifikante Weise verändern (und sogar verderben).

Daher solltest du wissen, was du machst, damit es richtig klappt mit der Kompression (und du deine Probleme im Mix beheben kannst).

In diesem Artikel schauen wir uns 5 häufige Probleme beim Mischen an und erklären, wie du sie mit Hilfe von Kompression löst.

Was ist ein Kompressor?

Am besten legen wir bei den Grundlagen los.

Kompressoren sind sehr effektive Tools. Sie reduzieren den Gain deines Signals (das ‘GR’ auf deinem DAW-Kompressor steht für ‘Gain Reduction’). Sie reduzieren jedoch auch den Dynamikumfang.

Der Dynamikumfang ist die Differenz zwischen den lautesten und den leisesten Elementen deines Signals. Wenn jemand sagt, ein Signal ist sehr dynamisch, dann bedeutet das, dass es eine starke Variation zwischen den leisen und den lauten Teilen aufweist – Vocals sind ein gutes Beispiel für einen Sound mit großem Dynamikumfang.

Du fragst dich bestimmt: Ist das Reduzieren des Dynamikumfangs nicht eine schlechte Sache?

Nun ja, Kompressoren senken laute Signalspitzen ab – sie glätten die Töne, die aus dem Mix herausstechen. Das ist gut, da du so den Gain des gesamten Signals anheben kannst, ohne dass es dabei zu Clipping kommt.

Kompressoren senken laute Signalspitzen ab – sie glätten die Töne, die aus dem Mix herausstechen. Das ist gut, da du so den Gain des gesamten Signals anheben kannst, ohne dass es dabei zu Clipping kommt.

Generell gilt also, dass Kompressoren, sofern sie korrekt eingesetzt werden, dir einen geschliffeneren und druckvolleren Sound liefern, ohne die Pegel in den roten Bereich zu pushen.

Wie man die Kompressoren korrekt einsetllt

Um das Beste aus deinen Kompressoren herauszuholen, musst du wissen, wie man die Paramter korrekt einstellt.

Du solltest beim Einstellen der Parameter stets ein konkretes Ziel vor Augen haben. Außerdem solltest du nicht vergessen, immer auch deine Ohren zu benutzen!

Die zentralen Parameter eines Kompressors sind: Threshold, Ratio, Attack und Release.

Und so wird’s gemacht:

Threshold

Threshold ist der Pegel (in Dezibel oder dB), bei dem dein Kompressor einsetzt. Wenn dein Signal diesen Pegel erreicht, fängt der Kompressor an zu arbeiten.

Regle den Threshold nach unten, bis du siehst, dass der Kompressor arbeitet. Du weißt, dass der Kompressor arbeitet, wenn sich auf deinem GR-Meter etwas tut.

gr

Ratio

Die Ratio gibt an, wie stark dein Kompressor komprimiert.

ratio

Eine höhere Ratio liefert mehr Wumms und Druck, kann jedoch zu Verzerrung oder Dröhnen führen. Halte die Ratio im unteren bis mittleren Bereich, falls du einen natürlichen Effekt willst.

Bei einer Ratio von 1:1 wird keine Kompression angewendet.

Mit niedrigeren Ratios (wie 2:1 oder 4:1) verwendest du niedrige bis mittlere Mengen an Kompression.

Zwischen 8:1 und 20:1 wendest du stärkere Kompression an. Wenn du dich ∞:1 (Unendlich zu eins) annäherst, wird aus deinem Kompressor mehr oder weniger ein Limiter – das bedeutet, dass die Elemente deines Signals, die über den Threshold hinausgehen, diesen nicht mehr überschreiten (in Hinblick auf die Amplitude).

Attack

Die Attack legt fest, wie schnell dein Kompressor einsetzt. Dadurch wird kontrolliert, wie viel des ursprünglichen Signalflusses und der Transienten durchgelassen werden.

attack

Eine langsame Attack liegt zwischen 25 und 100 Millisekunden (ms). Dabei wird mehr des ursprünglichen Signalflusses durchgelassen, wodurch du einen druckvollen Klang erhältst. Falls dein/e Drummer/in jedoch ungleichmäßig getrommelt hat, hört man das dadurch auch deutlicher.

Eine mittlere Attack liegt zwischen 8 und 25ms und stellt ein gutes Mittelfeld dar.

Eine schnelle Attack (8ms oder weniger) macht deinen Klang straffer und gleichmäßiger. Sie liefert ein weicheres Klangbild, kann jedoch auch dazu führen, dass der ursprüngliche Signalfluss (die Transienten) gestutzt wird und somit dumpfer und lebloser klingt. Du solltest die Attack daher deinem Sound anpassen.

Release

Der Release legt fest, wie lange es dauert, bis der Kompressor wieder aussetzt.

release

Ein schneller Release (100ms oder weniger) bedeutet, dass der Kompressor schon kurze Zeit, nachdem er mit der Kompression begonnen hat, wieder aussetzt. So erhältst du einen aggressiveren, härteren Sound. Wenn man es damit übertreibt, kann es zu ‘Pump’-Effekten kommen.

Ein mittlerer Release liegt zwischen 100 und 400ms.

Ein langsamer Release (größer als 400ms) sorgt für mehr Dynamik und ein weicheres Klangbild. Wenn man es übertreibt, kann das jedoch dazu führen, dass der nächste Sound an Lebhaftigkeit und Wirkung verliert. Zudem kann das den Groove und Feel deines Tracks verderben.

Heißer Tipp: Schaue auf den GR-Meter (Gain Reduction). Stelle den Release so ein, dass er vor dem nächsten Hit zurück zu Null (nach oben) geht, sonst kann es gut passieren, dass du überkomprimierst.

Hier ein kleiner Spickzettel für Attack- und Release-Zeiten (in Millisekunden):

https://blog-dev.landr.com/wp-content/uploads/2017/08/Compression-post-DE.png

5 häufige Probleme bei der Produktion und wie man sie in den Griff bekommt

Um das Meiste aus einem Kompressor herauszholen, ist es wichtig zu wissen, warum man ihn einsetzt.

Bevor du den Kompressor auf deinen Track haust, frage dich zunächst: Was versuche ich zu erreichen oder zu beheben?

Hier sind 5 Probleme, die Produzent/innen häufig haben, und wie man sie mit Hilfe von Kompression in den Griff bekommt:

Problem 1: Ich will den Pegel meiner Drums anheben, doch das führt jedes Mal zu Clipping.

Lösung: Setze einen Kompressor ein, um die Signalspitzen zu glätten

Wie du’s anstellst: Ziehe deinen bevorzugten Kompressor auf deine Drum-Spur.

  1. Beginne mit einer Ration bei Unendlich zu 1 (inf:1) und einem Threshold bei minus Unendlich (-inf). Das klingt furchtbar, hilft dir allerdings dabei, die richtige Attack-Einstellung zu finden.
  2. Drehe die Attack ganz nach unten (fast auf 0 Millisekunden) und spiele dann deine Drum-Spur ab.
  3. Drehe die Attack-Zeit langsam nach oben, bis du ein deutliches Klicken hörst – das ist die Attack deiner Drums.
  4. Drehe nun Ratio und Threshold wieder nach unten, bis deine Drums wieder natürlich klingen. Mir persönlich gefällt der Sound am besten bei einer Ratio von 5:1 und einem Threshold von -16 dB. Deine Ergebnisse können jedoch davon abweichen, das kommt ganz auf deinen Drum-Sound an.
problem-1

Um die Signalspitzen deiner Drums zu zähmen, stelle deinen Kompressor folgendermaßen ein:

  • Mittlere bis hohe Ratio
  • Schnelle Attack
  • Schneller Release

Weshalb es funktioniert: Der Kompressor reduziert den Gain deiner Signalspitzen und ermöglicht es dir, die Pegel deiner gesamten Drum-Spur anzuheben. So erhältst du einen gleichmäßigen und strafferen Sound.

Problem 2: Meine Kick kommt nicht durch, da sie sich mit der Bassline in die Quere kommt.

Lösung: Sidechain-Kompression

Wie du’s anstellst: Wir haben eine ausführliche Anleitung für die Sidechain-Kompression zusammengestellt – lies sie dir durch, um deine Grundlagen aufzufrischen.

Speise zunächst die Kick in den Sidechain-Kompressor deiner Bassline ein.

sidechain

Stelle deinen Kompressor folgendermaßen ein:

  • Mittlere Ratio
  • Mittlere Attack
  • Mittlerer bis schneller Release – passe ihn dem Gehör nach dem Feel/Groove des Songs an

Weshalb es funktioniert: Die Sidechain-Kompression senkt die Bassline, wenn die Kick durchkommt. Dadurch bleibt Platz für die Kick, die man so heraushört. Setze die Ratio auf mittel (etwa 5:1), um so die Bassline ein wenig einzudämmen, wenn die Kick reinkommt. Setze die Ratio auf hoch (etwa 10:1), um die Bassline fast komplett auszusetzen, wenn die Kick reinkommt – dadurch entsteht ein wahrnehmbarer Pump-Effekt.

Problem 3: Meine Vocals sind an manchen Stellen zu leise und an anderen Stellen viel zu laut.

Lösung: Schichte zwei Kompressoren übereinander

Wie du’s anstellst: Lege nacheinander zwei Kompressoren auf deine Vocal-Spur.

two-comp

Stelle deine Kompressoren folgendermaßen ein:

Erster Kompressor:

  • Niedrige Ratio
  • Langsame Attack
  • Langsamer Release

Zweiter Kompressor:

  • Hohe Ratio
  • Schnelle Attack
  • Mittlerer Release

Weshalb es funktioniert: Der erste Kompressor ist langsam und klingt natürlich. Er glättet die Dynamik und sorgt für eine insgesamt ausgeglichenere Lautstärke. Der zweite Kompressor ist schneller und sorgt dafür, dass der Sound seinen Druck behält.

Heißer Tipp: Manchmal klingt es natürlicher, wenn man mit mehreren (2-3) Kompressoren jeweils ein bisschen Kompression hinzufügt (viel weniger Gain Reduction) als den Gain auf eimal im großem Stile zu reduzieren.

Problem 4: Ich habe eine/n SchlagzeugerIn beim Spielen aufgenommen, doch der Sound klingt auf der Aufnahme viel schlaffer.

Lösung: Komprimiere die Aufnahme des Raummikrofons

Wie du’s anstellst: Nimm dein Drum-Set sowohl mit direkten Mikros als auch einem Raummikrofon auf. Platziere die direkten Mikros vor jedem einzelnen Teil des Drum-Sets und das Raummikrofon als Overhead-Mikro. Sobald du alle Aufnahmen in deiner DAW hast, lege einfach einen Kompressor auf die Spur deines Raummikros.

compressing_drums1200x627

Stelle deinen Kompressor folgendermaßen ein:

  • Hohe Ratio
  • Mittlere Attack
  • Schneller Release

Weshalb es funktioniert: Mit einem Kompressor kannst du deine Instrumente lebendiger klingen lassen. Das erweckt den Eindruck, dass sie intensiver gespielt wurden. Das Ziel hier ist nicht ein absolut klarer Klang, wie Rock-Drums beispielsweise. Sondern du willst einen druckvolleren Sound. Die Kompression des Raummikros liefert einen coolen ästhetischen Effekt.

Problem 5: Ich habe einen Kompressor benutzt, jetzt ist allerdings alles weniger druckvoll als vorher.

Lösung: Parallel-Kompression

Wie du’s anstellst: Um Parallel-Kompression anwenden zu können, musst du dein Signal duplizieren. Das erste Signal ist dein trockenes Signal. Das zweite Signal ist dein komprimiertes Signal. Und da du zwei Signale hast, kannst du beim zweiten Signal ruhig in die Vollen gehen – viel Kompression! Mische anschließend das trockene Signal mit dem komprimierten Signal, bis alles richtig klingt.

kickandbass_sep

Stelle den Kompressor auf deinem zweiten Signal folgendermaßen ein:

  • Hohe Ratio
  • Langsame Attack
  • Schneller Release

Weshalb es funktioniert: Du musst dir keine Sorgen darum machen, deinen Dynamikumfang zu verlieren, da das trockene Signal den vollen Klangkörper und die Dynamik erhält. Das komprimierte Signal mit einer langsameren Attack fügt dann den fehlenden Druck und die nötige Energie hinzu. Füge deinem trockenen Signal falls nötig ein wenig Kompression hinzu.

Heißer Tipp: EQe das komprimierte Signal mit einem Hochpass-Filter. Dadurch wird dein trockenes Signal zur Hauptquelle im unteren Frequenzbereich Bereich.

Komprimieren, um zu imponieren

Vergiss nicht: Kompressoren haben ihre ganz eigenen Persönlichkeiten. Manche sind lebhafter als andere. Manche sind transparenter. Mach dich mit deinen Kompressoren gut vertraut, um in Erfahrung zu bringen, was welcher am besten kann.

Probier’s mit Folgendem: Öffne deinen Lieblingstrack in deiner DAW und lege einen Kompressor darauf. Spiele mit den Einstellungen herum – nimm drastische Veränderungen vor. Höre aktiv zu, um zu identifizieren, was dadurch passiert.

Kompressoren formen deinen Sound und sogar das Raumgefühl in deinem Mix. Arbeite dementsprechend an deinen Kompressionsfähigkeiten, so bringst du deinen Mix auf ein völlig neues Niveau.

Hol dir die Tools, um deinen Sound mit über 30 Synthesizern, Instrumenten, Effekten und Utilities-Plugins von Branchenführern wie Arturia, UJAM und anderen zu formen. Probiere LANDR-Plugins aus.

Annika Wegerle

Annika liebt verquere Geschichten und schillernde Figuren. Sie schreibt über Musik und alles, was sie sonst in die Finger bekommt.

@Annika Wegerle

Verpasse keinen Post aus dem LANDR Blog