Momente der Musikgeschichte: 8 Soundsysteme, die die Welt verändert haben

Momente der Musikgeschichte: 8 Soundsysteme, die die Welt verändert haben

Eine Sache steht im Zentrum jeder guten Party.

Großartiger Sound.

Dabei ist alles wichtig, vom Audioformat bis zu den Lautsprechern.

Das Soundsystem ist das Herzstück jeder Party. Es stellt eine alle Sinne umfassende und physisch intensive Erfahrung her. Außerdem verhindert es, dass dein Gehirn und deine Ohren ermüden oder gar bleibende Schaden davontragen.

Eine Zeit lang schenkten ClubeigentümerInnen diesem Umstand nicht mehr allzu viel Aufmerksamkeit, sondern investierten stattdessen mehr Geld in die Bar oder die richtige Beleuchtung. Großartiger Sound erfuhr jedoch sein verdientes Comeback und steht jetzt wieder ganz oben auf der Liste.

Hochwertiger Sound ist dank Innovationen auf den Gebieten des Masterings und der Heimstudios mittlerweile einfacher zu haben als jemals zuvor. Die Welt der Soundsysteme musste sich daher erneuern, um mithalten zu können.

Die alten Hasen wissen: In musikalischen Subkulturen wie Reggae, Disco und Drum’n’Bass wird schon seit Jahrzehnten höchster Wert auf die Qualität der Soundanlagen gelegt.

Es gibt einige wenige Soundsysteme, die die Art und Weise, wie wir Musik erfahren, grundlegend verändert haben.

Du versuchst immer, den bestmöglichen Sound für deine Tracks zu erreichen, stimmt’s? Dann solltest du auch wissen, wo und wie sie abgespielt werden. Möglichst viele Abspielsituationen zu kennen, ist von großem Vorteil, wenn man noch im Studio zugange ist.

Um dir dabei ein wenig unter die Arme zu greifen, stellen wir dir hier die 8 symbolträchtigsten Soundsysteme der Welt vor und erläutern, was genau sie so großartig macht.

1. Rosner Custom Sound

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Alex Rosner studierte Ingenieurwissenschaften, hegte jedoch immer eine große Liebe für alles, was mit Hi-Fi zu tun hatte. Diese Liebe führte dazu, dass er 1959 damit begann, Soundsysteme zu bauen.

Rosner Custom Sound Rosner Custom Sound ist extrem zuverlässig. Jedes Soundsystem ist mit mehreren Verstärkern ausgestattet, für den Fall, dass einer von ihnen ausfallen sollte—damals eine komplett neue Idee. “Ich habe bestimmt 400 Systeme gebaut und keines davon ist jemals komplett ausgefallen”, sagte Alex Rosner.

Rosner hat außerdem einen der ersten Mixer-Prototypen entwickelt, der dem Bozak CMA-10-2DL als Vorbild diente und zum ersten im Handel erhältlichen DJ-Mixer avancierte.

Seine maßgearbeiteten Soundsysteme wurden dadurch berühmt, dass sie im Loft, dem legendären New Yorker Club von David Mancuso zu hören waren. Mancusos Loft ist die Wiege moderner Tanzmusik—dort fanden in den 1970er Jahren die berühmt-berüchtigsten Partys New Yorks statt.

Rosner montierte ein maßgearbeitetes Soundsystem mit Klipschorn Lautsprechern. Manusca engagierte Rosner zudem, um ein absolut bahnbrechendes Setup zu kreieren: vier Hochtonlautsprecher über den Köpfen der Menge, die nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Dieses Konzept wurde später von vielen Clubs aufgrund seiner allumfassenden Qualität übernommen.

Das Besondere an den Rosner Soundsystemen: Sie befriedigen die Bedürfnisse eines jeden Audiophilen — der Sound ist detailliert und geschliffen klar. Mancuso hat es so formuliert: “Laut ist gut, es gibt jedoch auch etwas, das man verdammt nochmal viel zu laut nennt.”

Clubs, die mit dem Soundsystem von Rosner ausgestattet waren: Copacabana, Directoire, das Ginza, das Limelight, Max’s Kansas City uvm.

2. Long Sound systems

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Richard Long begann seine Karriere als Mitarbeiter von Alex Rosner. Am Ende wurde der Lehrling zum Meister und Long gründete sein eigenes Business.

Das Paradise Garage (1977-1987) wurde zu Longs Visitenkarte und Spielplatz. In dem legendären New Yorker Club testete Long neue Lautsprechereinheiten fur KundInnen und erweckte Larry Levans Klangfantasien zum Leben.

Long war ein begnadeter Tischler, der seine Holzlautsprecher eigenhändig anfertigte. Zudem ließ er der Raumakustik besondere Aufmerksam zukommen und nahm je nach Bedarf Adjustierungen vor.

Justin Berkmann, der Gründer von Ministry of Sound, hat es so ausgedrückt: “Richard Long und Levan haben stets versucht, alles durch Feineinstellungen und noch mehr Feineinstellungen zu verbessern. Statt EQ auf die Anlage anzuwenden, haben sie es auf den Raum angewendet. Sie haben das komplette Konzept des Soundsystems auf den Kopf gestellt, indem sie den Raum dem Sound angepasst haben statt umgekehrt.”

 

Heute existiert nur noch ein einziges Soundsystem von Levan, das an einem Autoscooter-Stand in Coney Island benutzt wird.

Das Besondere an den Long Soundsystemen: Runder, richtig fetter Bass. Durchschlagender Sound. Die niedrigen Frequenzen wurden eher gefühlt als gehört.

Clubs, die Long Soundsysteme hatten: Paradise Garage, Studio 54, Area, Bonds International Casino, Zanzibar in Newark, The Box and Warehouse in Chicago, das Colosseum in Tel Aviv, Dorian Gray in Frankfurt uvm.

3. Funktion One

Tony Andrews verbrachte die 70er Jahre damit, mit Bands durch die Gegend zu touren und an ihren Soundsystemen zu arbeiten. 1977 gründete er mit Anderen zusammen Turbosand, eine Verleihfirma für Soundsysteme, die mit Bands wie Pink Floyd zusammenarbeitete.

Schon bald fing Turbosound damit an, seine eigenen Soundsysteme herzustellen. Ihre All-in-One-Lautsprecher TMS3 befeuerten in den 90ern viele Raves in Großbritannien. Aufgrund interner Meinungsverschiedenheiten verließ Tony Andrews später das Unternehmen und gründete Funktion One.

Tony Andrews ist ein schillernder Charakter. Seine 40 Jahre an technischer Erfahrung mit Soundsystemen sind durchtränkt mit dem spirituellen Glauben, dass Musik ein “leuchtendes Vehikel neuen Bewusstseins” darstelle.

Der obere Teil der Funktion One (F1) Lautsprecher ähnelt einer Axt, was ihren immensen Wiedererkennungswert ausmacht. F1-Lautsprecher werden mit Papiermembranen hergestellt, nicht wie viele andere Lautsprecher mit Kompressionstreibern aus Metall. Ist das System einmal installiert, müssen fast keine Einstellungen mehr vorgenommen werden.

Berühmtheit erlangte die F1 durch das Berghain in Berlin, dem heiligen Gral des Techno.

Das Besondere an Funktion One: Der Sound ist mächtig, klar und spricht alle Sinne an, und trotzdem kann man sich noch mit seinen MitstreiterInnen unterhalten. Der F1-Sound ist geschmeidig und für lange Zeitspannen vollkommen frei von Distorsion.

Clubs, die Funktion One haben: Berghain (Berlin), Output (New York City), Smart Bar (Chicago), Lux (Lissabon), Space (Ibiza) uvm.

4. Martin Audio

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Martin Audio wurde 1971 von Toningenieur David Martin in Großbritannien gegründet und ist für seine Soundsysteme auf Festivals, in Arenen und Clubs bekannt. Bands wie Pink Floyd, The Who und Supertramp waren mit einer Martin-Ausrüstung auf Tour.

Der nennenswerteste Club, in dem ein Martin Soundsystem zu finden ist, ist sicherlich Londons berühmtes Ministry of Sound.

Als der Club 1991 eröffnet wurde, gingen 500.000£ des insgesamt 750.000£ umfassenden Budgets für das Soundsystem drauf. Was manche für absoluten Wahnsinn hielten, zahlte sich aus: Die Qualität des Sounds lockte Nacht für Nacht die weltbesten DJs sowie große Mengen an tanzbegeisterten ClubgängerInnen an.

Das Besondere an Martin Audio: Die Klarheit des Sounds. Im Ministry of Sound ist das System “massiv überausgestattet.” Das stellt sicher, dass das System stets unterhalb seiner vollen Leistungsstärke operiert, um Distorsion zu vermeiden.

Clubs, die es haben: Ministry of Sound (London), Room One des ehemaligen Fabric (London) uvm.

5. Void

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Void Acoustics ist ein britischs Unternehmen, das 2002 von Rog Mogale gegründet wurde.

Die Void Soundsysteme sind leicht an ihrer Qualität sowie ihrem futuristischen Design zu erkennen. Das Unternehmen personalisiert das Erscheinungsbild jedes Soundsystems, damit es sich reibungslos in die jeweilige Innenausstattung des Clubs integrieren lässt, in dem es montiert wird.

Viele auf der berüchtigten Party-Insel Ibiza ansässige Clubs haben Void Soundsysteme, darunter Skankeys, DC10, Eden und Ocean Beach.

Das Besondere an Void Soundsystemen: ihre unverkennbaren Lufthupen-Designs sowie ihr zuverlässiger und hochqualitativer Sound.

Andere Clubs, die es haben: AIR (Amsterdam), Monarch (San Francisco), Nikki Nightclub (Chicago), Studio 338 (London), Mixmag (Los Angeles), London Lab uvm.

6. Killasan

 

Das Killasan Soundsystem ist eine legendäre Lautsprecherwand. Es ist seit 2009 das Herzstück der Berliner Dub- und Reggae-Partyreihe ‘Wax Treatment’.

Die Geschichte, die hinter diesem Soundsystem steckt, ist ziemlich außergewöhnlich. Es gehörte ursprünglich dem Clubeigentümer Naoji Kihira (alias K-Boss), einem Dancehall- und Reggae-Fanatiker, der Partys in Osaka organisierte. Killasan war eine der treibenden Kräfte hinter der Popularisierung von Reggae-Musik in Japan. Nach eingehender Recherche bestellte Kihira ein maßgearbeitetes System im Jamaica-Stil aus Florida.

Während eines Besuchs in Berlin in den 90ern freundete sich Kihira mit Mark Ernestus und Moritz von Oswald an—den Gründern des renommierten Plattenladens Hardwax.

killasan

Später kam von Oswald nach Japan und hörte zum ersten Mal das Killasan: “Als ich den Sound der Anlage in Osaka zum ersten Mal gehört habe… da war ich vollkommen baff. Ich hatte einen solchen Sound außerhalb von Jamaica noch nie gehört.”

2001 verschiffte Kihira das Killasan-System für eine Show nach Berlin, die jedoch letzten Endes nie stattfand. Seitdem befindet sich das Soundsystem in Berlin.

2009 nahm das Horst Krzbrg das Killasan auf, womit Wax Treatment geboren wurde.

Das Horst Krzbrg hat seine Türen mittlerweile geschlossen, Wax Treatment findet jedoch weiterhin in der Open-Air-Location Kiekebusch statt.

Das Besondere am Killasan Soundsystem: Der Sound ist geschmeidig und übertreibt es nicht mit den Low Ends.

7. Downbeat Sound System

downbeat

Kein Artikel über Soundanlagen kommt ohne eine Erwähnung Jamaikas aus.

Das Konzept des ‘Soundsystems’—einem Kollektiv aus DJs, ToningenieurInnen und MCs, die zusammen Reggae und Dancehall spielen—hat seinen Ursprung im Kingston der 1950er Jahre.

Die Idee war simpel: ein Generator, Verstärker, massenweise maßgearbeiteter Lautsprecher und ein DJ-Setup mussten her. Dann wurde eine große Party auf der Straße geschmissen, auf der DJs neue und exklusive Singles auflegten, auch ‘Dubplates’ genannt.

Das Soundsystem ist ein integraler Bestandteil der jamaikanischen Popkultur. Durch diverse Wellen der Emigration aus Jamaika verbreitete es sich schnell weltweit. Es nahm Einfluss auf viele Genres, darunter Hip Hop, Jungle, Dubstep und Dub-Techno.

Tony Screw alias Downbeat the Ruler gründete eines der ersten Soundsysteme in New York mit dem Namen Downbeat Sound. Es ließ viele Dancehall-Figuren vom Stapel, darunter Sister Nancy, Shine Head und Brigadier Jerry.

Das Besondere an Downbeat: fetter Bass, der aus einer Wand aus handgefertigten Lautsprechern wummert.

8. Despacio soundsystem

Warum sollte der DJ der Star des Abends sein? Wie wär’s stattdessen mit der Soundanlage?

Um das zu erreichen, tat sich James Murphy von LCD Soundsystem mit 2ManyDJs und dem Toningenieur John Klett zusammen. Sie entwickelten das hochmoderne Soundsystem Despacio, ein Traum für Audiophile.

Inspiriert durch Longs Anlage des Paradise Garage (s. oben), wurde Despacio mit sieben 3,5 Meter langen Lautsprecher-Stapeln ausgestattet. Die Idee dahinter war, die Erfahrung einer Heimstereoanlage auf den Club zu übertragen—und ausschließlich Platten aufzulegen.

Die Anlage wurde auf dem Manchester International Festival installiert und ging auf Reisen u.a. nach Barcelona auf das Sonar Festival.

Das Besondere am Despacio: Es hat eine Power von 50.000 Watt! Der Sound hat eine unglaubliche Präsenz und Klarheit. Die Vocals hören sich so an, als würde sie jemand direkt in dein Ohr singen. Und schick sieht es auch noch aus.

DIE MUSIK ZUM STRAHLEN BRINGEN

Alle legendären Clubs legen stets sorgsam Acht sowohl auf das Soundsystem als auch die Raumakustik. Jede Anlage ist maßgearbeitet und wird regelmäßig so eingestellt, dass alles perfekt klingt.

Die Marke der Lautsprecher ist dabei jedoch nicht das alleinige Allheilmittel. Bei gutem Sound geht es um hohe Qualität auf allen Ebenen—von der hochwertigen Audiodatei über die Audiokabel bis hin zu den Lautsprechern.

Wie David Mancuso zu sagen pflegte: “Man will nicht das Soundsystem hören, sondern die Musik!”

In anderen Worten: Das Soundsystem muss stets das bestmögliche sein, denn nur dann kann die Musik zum Strahlen gebracht werden.