Wie man beim Songwriting Inspiration und Imitation voneinander trennt

Wie man beim Songwriting Inspiration und Imitation voneinander trennt

So ziemlich jede*r will originell sein, doch dieses Konzept ist meilenweit davon entfernt, neue und einzigartige Musik zu veröffentlichen.

Jedwede Musik basiert in irgendeiner Form auf Vorangegangenem. Doch bei einer Kunstform mit so viel Geschichte, wo hört da die Inspiration auf und fängt die Imitation an?

Das ist eine der schwerwiegendsten Fragen für moderne Musiker*innen, da es so viel Musik gibt, die so einfach zu haben ist.

Meistens wird die Musik, die ein breites Publikum findet, von Musiker*innen gemacht, die ihre eigene Originalität entdecken und annehmen.

Man kann imitieren – so wie viele Songwriter*innen und Produzent*innen es tun -, doch das führt aller Wahrscheinlichkeit nach dazu, dass das Ganze nicht von langer Dauer ist.

Wie also schaffst du es, Inspiration in etwas Neues zu verwandeln?

Man tappt leicht in die Nachahmungsfalle, wenn man noch nicht genau identifiziert hat, welche Musiker*innen man liebt und was man an ihrer Arbeit so toll findet.

In diesem Artikel schauen wir uns das knifflige Thema der Originalität beim Musikmachen genauer an und ich gebe dir ein paar Tipps, wie du deinen musikalischen Einflüsse Ehre erweisen kannst, ohne dabei deinen eigenen Stil zu opfern.

Definiere, welche Musik dich besonders anspricht

Fange damit an zu identifizieren, was genau deine musikalischen Einflüsse sind.

Man tappt leicht in die Nachahmungsfalle, wenn man noch nicht genau identifiziert hat, welche Musiker*innen man liebt und was man an ihrer Arbeit so toll findet.

Wenn du bestimmte Eigenschaften wie zum Beispiel die Art des Gesangs oder der Produktion bestimmter Musiker*innen identifizierst, hilft dir das in mehrerlei Hinsicht:

Zum einen du so deinen eigenen Geschmack formen und Musik auf ganz neue Weise wertschätzen lernen. Dieser Schritt ist wichtig, wenn du deinen eigenen Musikstil sowie deine Perspektive entwickeln willst.

Je mehr Input du bekommst, desto vielfältiger kann dein Output sein, wenn du gerade erst dabei bist, deine eigene Stimme zu finden. Die Vereinigung mehrerer unterschiedlicher Einflüsse eignet sich viel besser dazu, deinen eigenen, einzigartigen Stil zu entwickeln, als einen einzigen Stil zu imitieren.

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Zum anderen kannst du, indem du herausfindest, was genau dich an der Musik anderer Musiker*innen anspricht, neue Ideen und Energien auf originelle Weise erkunden und so deine Interpretationskompetenzen verbessern.

Identifiziere deine Einflüsse und warum sie dich bewegen. Dies hilft dir dabei, die Musik, die du liebst, zu verstehen, sie besser zu interpretieren und einen Sound zu finden, der viel mehr ist als reine Nachahmung.

Analysiere deinen Prozess von Anfang bis Ende

Jetzt da du deine Einflüsse kennst, kannst du einen genaueren Blick auf deinen eigenen Songwriting-Prozess werfen.

Schaue dir alles genau an – wie du Melodien und Akkordfolgen schreibst bis hin zu deiner bevorzugten Instrumentation und den Themen, mit denen du dich in deinen Songtexten beschäftigst. Falls dir Gewohnheiten oder Tools auffallen, die du nur benutzt, weil sie wie deine Lieblingsmusik klingen, wird es Zeit, das zu ändern.

Falls dir Gewohnheiten oder Tools auffallen, die du nur benutzt, weil sie wie deine Lieblingsmusik klingen, wird es Zeit, das zu ändern.

Nur weil ein bestimmtes Instrument oder ein gewisses Produktionsverfahren für eine*n andere*n Musiker*in funktioniert, heißt das nicht, dass sie auch für dich funktionieren.

Viel zu häufig enttäuscht eigentlich vielversprechende Musik, weil sie zu sehr wie die eine*r andere*n Musiker*in klingt. Ein Song entsteht nicht in einer Blase – wenn du aufmerksam bist und dich nicht von den Ideen anderer in deinem Songwriting-Prozess einschränken lässt, liefert dir das die beste Chance, originelle Musik zu machen.

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Es ist wichtig, den Prozess mit ein wenig guter Inspiration zu starten, doch es ist auch wichtig zu wissen, wann du deinen Prozess in dein eigenes Territorium verschieben musst, um so Imitation zu vermeiden.

Hier ist eine Liste der Dinge, die du während deines Schaffensprozesses beachten solltest, um Inspiration und Imitation auseinander zu halten:

Instrumentation

Warum magst du ein Instrument lieber als ein anderes?

Falls du immer wieder zu derselben Akustik-Gitarre, Drum-Machine oder MIDI-Controller greifst, um Musik zu machen, solltest du dich fragen, warum das so ist.

Wenn du damit einfach nur die Instrumentation einer anderen Musikerin / eines anderen Musikers imitierst, ist das ein einschränkender und fauler Ausweg. Eine großartige Übung für Songwriter*innen und Produzent*innen, die damit zu kämpfen haben, besteht darin, einen simplen Song mit einem Instrument zu schreiben, das ihnen völlig fremd ist.

Wenn du deine Instrumentation änderst, hilft die das nicht nur dabei, dich auf neue Art und Weise mit Komposition und Musiktheorie auseinanderzusetzen, sondern du kannst so auch den Einfluss anderer Musiker*innen loswerden, die das gleiche Equipment benutzen.

Behandle die Entwicklung deiner Einflüsse einfach als ein Regelwerk, das es zu brechen gilt.

Die Komposition der Akkordfolgen

Bevorzugst du üppige Dur-Sextakkorde oder bleibst du lieber bei den Powerakkorden?

Deine Präferenzen in Hinblick auf die Akkord-Komposition beeinflussen die Textur, Melodien und Stimmungen deiner Songs massiv.

Vergleiche deine Art, Akkordfolgen zu schreiben, mit der Musik der Musiker*innen, die dich beeinflussen. Falls sie zu ähnlich klingen, solltest du dich bemühen, deine Herangehensweise an Akkorde und deine Komposition von Akkordfolgen zu verändern.

Behandle die Entwicklung deiner Einflüsse einfach als ein Regelwerk, das es zu brechen gilt. Wenn du ja sagst, wenn sie nein sagen, ist ihr Einfluss nach wie vor da, jedoch auf eine Weise, die mehr deine eigene ist.

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Songtexte

Wenn du dich in deinen Songtexten mit einem bestimmten Thema befasst, ist das deine eigene Stimme, oder kommt das Ganze eher von einer fremden Perspektive?

Als Songwriter*in ist die wertvollste Waffe in deinem kreativen Arsenal deine einzigartige Wahrnehmung und deine persönlichen Erfahrungen.

Wenn wir in die Falle tappen zu glauben, dass nur bereits vorher abgedeckte Themen die einzig “sicheren” sind, über die man schreiben kann, dann wird diese Geheimwaffe ungenutzt vergeudet.

Songtexte sind nicht einfach. Häufig sind sie mit einer gewissen Verletzlichkeit verbunden, die ein mutiges Songwriting erfordert, das offen für deine einzigartige Perspektive ist – ein Vorgehen, das nicht möglich ist, wenn du jemand anderen nachahmst.

Produktion

Die Art, wie du deine Musik produzierst, kann den Unterschied zwischen originellen Ideen und bloßer Imitation ausmachen.

Bewährte Methoden der Musikproduktion sind ein guter Anfang, doch du solltest diese lediglich als Fundament für die Kreation deines ganz eigenen Sounds ansehen.

Wenn du dir immer nur Produktions-Tutorials auf YouTube anschaust, die dir zeigen, wie du dafür sorgst, dass dein Track wie der von (Name einer berühmten Musikerin / eines berühmten Musikers hier einfüllen) klingt, dann sind die kreativen Entscheidungen, die du triffst, nicht wirklich deine eigenen und, wenn wir ehrlich sind, auch nicht wirklich kreativ.

Bewährte Methoden der Musikproduktion sind ein guter Anfang, doch du solltest diese lediglich als Fundament für die Kreation deines ganz eigenen Sounds ansehen.

Wichtige Kritik

Zu guter Letzt ist es wichtig, dir deine Arbeit kritisch anzuhören. Frage dich, was genau an dieser Musik “deins” ist. Statt deine Musik bereits zu beurteilen, noch bevor du sie aufgenommen hast, solltest du mit dem kritischen Zuhören warten, bis deine Songs produziert und gemastert sind.

Lass dich nicht entmutigen, wenn sich ein paar Elementen dessen, was du schreibst, in Hinblick auf deine persönliche Stimme noch nicht ganz so authentisch anhören.

Die Entwicklung des eigenen Stils passiert nicht über Nacht. Musikalische Originalität ist nicht leicht zu bekommen und es kann Jahre dauern, bis man seine eigene Stimme gefunden hat.

Es ist wichtig festzuhalten, dass die Findung des eigenen Sounds nicht immer unbedingt gute Musik hervorbringt. Songs aufzunehmen und fertig zu bekommen ist bereits die halbe Miete.

Die Findung deiner eigenen Stimme ist der erste Schritt. Wie du diese Originalität dann in großartige Musik verwandelst, kommt danach.

Die Entwicklung des eigenen Stils passiert nicht über Nacht.

Experimentieren, experimentieren, experimentieren

Jetzt da du identifiziert hast, wie deine Einflüsse sich auf deinen Schaffensprozess auswirken, wird es Zeit fürs Experimentieren, den mit Abstand wichtigsten Teil beim Musikmachen ist. Echtes musikalisches Experimentieren findet dann statt, wenn man sich von Erwartungen und festgefahrenen Ideen bezüglich dessen, wie etwas klingen sollte, freimachen kann.

Mit neuen Einsichten bezüglich deiner Einflüsse kannst du endlich frei experimentieren.

Auf dem Weg zur eigenen Stimme ist es ungemein wichtig herauszufinden, was für einen selbst funktioniert und was wiederum nicht passt.

Zuerst der Einfluss, dann du.

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Annika Wegerle

Annika liebt verquere Geschichten und schillernde Figuren. Sie schreibt über Musik und alles, was sie sonst in die Finger bekommt.

@Annika Wegerle

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